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Der innere Krieg: Zwischen einschränkender Sicherheit und dem Wunsch nach Leben

Menschen mit einer Essstörung beschreiben oft einen tiefen inneren Konflikt – einen ständigen Kampf zwischen zwei gegensätzlichen Anteilen. Beide ziehen in unterschiedliche Richtungen, und doch haben sie das gleiche Ziel: Sie wollen schützen. Den Schmerz lindern. Sicherheit schaffen. Kontrolle bewahren. Doch auf sehr unterschiedliche Weise. Zwei Seiten, unterschiedlicher könnten sie nicht sein und doch haben sie das gleiche Ziel In den folgenden Zeilen möchte ich über die beiden Anteile sprechen. Ich selbst nenne sie "gesunde" und "kranke" oder "essgestörte" Seite.  -> Betroffene haben individuelle Bezeichnungen für diese Anteile und es gibt kein richtig und falsch. Der kranke Anteil ist die Stimme der Essstörung Der Anteil ist meist laut, fordernd und bestimmend. Er gibt Anweisungen, befiehlt, zählt, kontrolliert, bewertet und verurteilt. Er schreit, beschimpft und droht wenn man ihm nicht folgt. Dieser Anteil entstand in einer Zeit, in der Kontroll...

Heilende Worte gegen harte Glaubenssätze

Was überhaupt sind Glaubenssätze? Sätze, die unbewusst und tief in uns wirken und bestimmen, wie wir fühlen, handeln und uns selbst sehen, nennt man Glaubenssätze. Oft beschreiben sie was man über sich selbst, andere Menschen oder das Leben glaubt. Glaubenssätze entstehen meist in der Kindheit. Wir übernehmen sie aus dem, was wir hören, erleben oder fühlen. Sie sind also gelernte Wahrheiten, keine angeborenen. Glaubenssätze können positiv oder negativ sein, wobei ein positiver Satz einen stärkt und ein negativer einen einengt. Ein Beispiel eines Glaubenssatzes:  Wenn du oft gelobt wurdest, wenn du brav oder erfolgreich warst, könnte daraus entstehen:      → „Ich bin nur wertvoll, wenn ich etwas leiste.“ Solche Sätze helfen uns damals, uns anzupassen oder Sicherheit zu finden - aber sie begleiten und oft ins Erwachsenenleben, wo sie uns nicht mehr dienen. Wie negative Glaubenssätze die Essstörung nähren Viele Glaubenssätze sind neutral oder sogar hilfreich. Doch man...

Zwischen Kontrolle und Chaos, zwischen Wahrheit und Lüge - die verzwickte Welt der Essstörung

Heute wirds ehrlich, unangenehm ehrlich Wer in einer Essstörung steckt, lernt früh, Dinge zu verbergen. Das Hungern, das Zählen, das Kontrollieren - all das passiert oft im Stillen. Nach aussen soll alles normal wirken: „Ich hab schon gegessen“, „Mir geht’s gut“, „Ich bin einfach nicht so hungrig.“ Doch hinter diesen Sätzen steckt mehr als nur eine Ausrede – es ist ein Schutzmechanismus. Ein Versuch, die Kontrolle zu behalten und gleichzeitig nicht aufzufallen. Lügen gehören irgendwann dazu, nicht weil man will, sondern weil man muss.  Menschen mit einer Essstörung sind sich den Lügen zu Beginn oft gar nicht richtig bewusst, da sie die Krankheit noch nicht als solche identifiziert oder erkannt haben. Mit der Zeit wird einem dann bewusst, dass man ständig andere und sich selbst anlügt oder betrügt. Damit geht auch das schlechte Gewissen gegenüber dem sozialen Umfeld einher, denn niemand mit einer Essstörung möchte andere anlügen, doch die Krankheit lässt ihnen keine andere Wahl. ...

Kontrolle

Ein Wort, das so harmlos klingt - und doch für viele Menschen mit Essstörung zum Mittelpunkt des Lebens wird. Ein Versuch das Chaos zu bändigen, der sich langsam gegen sich selbst wendet. Essstörungen sind keine "Diäten, die zu weit gegangen sind". Sie sind komplexe psychische Erkrankungen, bei denen das Thema Kontrolle eine entscheidende Rolle spielt. In schwierigen Lebensphasen kann die Kontrolle über den eigenen Körper zur scheinbaren Zuflucht werden. Kalorien zählen, strenge Esszeiten, klare Regeln bezüglich Lebensmitteln, wiegen, bewegen - all das vermittelt kurzfristig das Gefühl von Stärke und Selbstbestimmung. Das Gefühl endlich etwas kontrollieren zu können, etwas im Griff zu haben. Doch dass was zunächst wie Halt wirkt, wird schnell zum Käfig. Denn die Kontrolle verlangt immer mehr: noch genauer, noch strenger, noch weniger, noch weiter. "Irgendwann kontrolliert man nicht mehr, man wird kontrolliert" Kontrolle kann sich wie ein Schutzschild anfühlen, aber ...